Medienpolitische Bilanz Berlin-Brandenburg des JVBB:
"Allerlei Lichter, aber auch viel Schatten"
Die medienpolitische Bilanz 2016 für die Region Berlin-Brandenburg zeige "allerlei Lichter, aber auch viel Schatten" erklärte der Vorsitzende des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg (JVBB), Christian Walther, zum Jahresende.
Die weiterhin ungebremste Abwärtsbewegung der verkauften Auflage bei den meisten Tageszeitungen der Region sei besorgniserregend. Die zuletzt der Mediengruppe DuMont vollzogene Notbremsung für Berliner Zeitung und Berliner Kurier, bei der große Teile der Redaktion auf der Straße landen, stelle dabei eine hochgradig unsoziale Reaktion dar. Die zu Jahresende von DuMont geäußerte Absicht, für die künftige gemeinsamen Redaktion beider Blätter (Berliner Newsroom GmbH) über einen Haustarifvertrag zu verhandeln, könne zwar keinesfalls mit den Entlassungen versöhnen, müsse aber mit Respekt registriert werden - in einer Zeit, wo Zeitungsverlage die Gründung neuer Gesellschaften regelmäßig zur Tarifflucht nutzen. Aus Sicht des JVBB hervorzuheben sei auch der bundesweit erste Abschluss eines Tarifvertrages im Bereich der Online-Medien, nämlich bei ZEIT online im vergangenen April.
Das Blitzlichtgewitter, das den Intendantinnenwechsel beim rbb begleitete, habe auch Licht auf die seit Jahren gesunkene Akzeptanz des rbb-Fernsehens geworfen, das nun schon länger das Schlusslicht der Dritten Programme bildet. Die wenigen bisher bekannt gewordenen Entscheidungen der neuen Intendantin, Patricia Schlesinger, ließen noch nicht erkennen, wohin die Reise geht. Vor allem für die betroffenen Mitarbeiter unerfreulich sei jedenfalls, dass journalistische Formate gänzlich verschwinden, die in den letzten Jahren unzureichend weiter entwickelt wurden, wie die TV-Magazine "was!" und "Klartext". Ob hier im Laufe des kommenden Jahres adäquater Ersatz geschaffen wird, steht noch in den Sternen. Positiv ist zu vermerken, dass die mit ihrem Fernsehbereich in Berlin ansässige Deutsche Welle erstmals seit 20 Jahren von der Bundesregierung finanziell deutlich gestärkt wurde, gerade auch der Berliner Standort mit mehr als 500 Festangestellten und 1.000 freien Mitarbeitern. Dies bedeute auch eine Anerkennung ihrer Arbeit durch die Politik, die damit die Außendarstellung von Deutschland stärke. Als Ausdruck eines erfreulichen Optimismus wertete Walther die Grundsteinlegung für das neue Verlagshaus der taz an der Friedrichstraße im September, dem demnächst eine Grundsteinlegung für einen Neubau bei Axel Springer folgen wird.