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Freienkongress in Bremen

ARD-Freie wehren sich gegen Spardruck


Fotos: Philipp Eins/JVBB

Um auf die Lage der Freien aufmerksam zu machen, hat der ARD-Freienrat zum dritten Mal einen Kongress veranstaltet.

Knappe Budgets für Autoren, steigende Arbeitsverdichtung für redaktionelle Mitarbeiter – die Freien bei ARD, ZDF, Deutschlandradio und Deutscher Welle bekommen den Spardruck in den Rundfunkanstalten zunehmend zu spüren. Um auf ihre Lage aufmerksam zu machen und bessere Arbeitsbedingungen einzufordern, hat der ARD-Freienrat zum dritten Freienkongress eingeladen. Das Treffen fand dieses Jahr am 20. und 21. April in den Konferenzräumen von Radio Bremen mit Blick auf die Weser statt.Einsparen ja, aber nicht auf Kosten des Programms – dieses Ziel gab Jan Metzger, Intendant von Radio Bremen, gleich zu Beginn der Konferenz aus. „Unsere Programme genießen große Akzeptanz im Land, hier zu sparen wäre fatal“, sagte er auf einer Podiumsdiskussion zu den Zukunftsperspektiven in den Rundfunkanstalten.Vor allem Freie leiden unter Spardruck in RedaktionenDie Realität für viele Freie sieht anders aus, erklärte DJU-Bundesgeschäftsführerin Cornelia Haß. „Wir glauben nicht, dass es so weitergehen kann“, sagte sie. „Wir brauchen einen höheren Rundfunkbeitrag, der Spardruck wird sonst in den Redaktionen immer größer.“ Darunter hätten vor allem Freie zu leiden. Die müssten für gleiches Honorar immer mehr leisten, zum Beispiel Online-Inhalte zuliefern. Dies ginge einher mit einer schlechteren Auftragslage auch für langjährige Autoren, wie Teilnehmer aus dem Publikum berichteten.David Schraven, Gründer des gemeinnützigen Recherchebüros Correctiv, hielt eine Debatte über einen höheren Rundfunkbeitrag hingegen für gefährlich. „Damit bieten wir Populisten eine Vorlage“, sagte er mit Blick auf die breite Kritik an den Gebühren in Deutschland und anderen europäischen Ländern. Er forderte eine offene Diskussion über Einschnitte bei den Sportlizenzen. „Die Öffentlich-Rechtlichen geben zu viel Geld für die FIFA und Olympia aus.“Wie die Qualität der Programme bei knappen Budgets gesichert werden kann, war ein weiterer Schwerpunkt auf der Konferenz. Diskutiert wurde hier vor allem über die Forderung einiger Rundfunkanstalten nach einer crossmedialen Ausrichtung ihrer Redaktionen. DJV: Tarifverträge müssen vor Überforderung schützenFreie sollten jedoch nicht gleichermaßen für Radio, Fernsehen und Online eingesetzt werden, bekräftigte Benno H. Pöppelmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des DJV. „Die eierlegende Wollmilchsau geht nicht“, sagte Pöppelmann. Tarifverträge müssten verhindern, dass Mitarbeiter überfordert werden. „Man kann nicht alles gleich gut.“ Dem schloss sich Christiane Krogmann an, Leiterin von Tagesschau.de. Die Nachrichtenseite verdanke ihren Erfolg der vielfältigen Expertise ihres Teams.Silke Burmester, freie Journalistin und Vertreterin der Freischreiber, plädierte dafür, freie Journalisten stärker nach Recherchezeiten zu bezahlen. Nur so ließe sich die Qualität ihrer Arbeit sicherstellen. „Wir müssen weg von der Bezahlung nach Sendeminuten, wie es bei Radiosendern üblich ist“, sagte sie. DJV-Experte Pöppelmann warnte jedoch davor, dass eine solche Honorierung nicht vor einer Verdichtung innerhalb der abgerechneten Arbeitstage schütze.Neben den Podiumsdiskussionen wurden auf dem Freienkongress vielzählige Panels angeboten. Themen waren unter anderem neue Finanzierungsformen für Recherchen, Honorare und Prekäre Einkommen in der ARD und Fallstricke bei Vorsorge und Versicherung von Freien. Der JVBB hat die Veranstaltung unterstützt. Mitgliedern gewährte der Verband einen Fahrtkostenzuschuss für die Anreise.Philipp Eins

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