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JVBB-Roundtable „Gefährlich nah dran“

Berichten aus Krisenregionen


Wie gelingt eine professionelle Berichterstattung über Kriege und Krisenherde? Diese Frage stellten sich die rund 20 Teilnehmer der JVBB-Veranstaltung „Gefährlich nah dran – Berichten aus Krisenregionen“ am 26. Februar.

 

Eingeladen hatte das neue Fachforum Internationales, dessen Vorsitzende Annette Streicher direkt vor der Diskussion gewählt worden war. Ebenfalls gewählt wurden ihre Stellvertreter/innen Gabriele Lauermann, Boris Quatram und Christoph Wöhrle.Gäste des Abends waren der Print-Journalist Sebastian Christ und die beiden Bildreporter Kai Wiedenhöfer und Marcel Mettelsiefen.Die drei berichteten anschaulich und anekdotenreich von ihrer Arbeit und beantworteten viele Fragen, so dass die Veranstaltung mehr als zwei Stunden dauerte.Sebastian Christ, Jahrgang 1981, fährt nur in Krisenländer, zu deren Konflikt er auch eine „persönliche Beziehung“ habe. Es begann mit Afghanistan: Als die Attentate des 11. September verübt wurden, leistete er gerade seinen Wehrdienst. Die ersten in Afghanistan durch eine Bombe getöteten deutschen Soldaten kamen aus seiner Heimatstadt. „Deshalb war es für mich nur logisch, mehrmals nach Afghanistan zu reisen.“ Unter anderem erlebte er dort ein Gefecht, als er mit der Bundeswehr unterwegs war, bei dem eine Einheimische getötet wurde. Außerdem unternahm er Reisen in den Irak und kürzlich in die Ukraine. Der Axel-Springer-Preisträger betont, wie wichtig eine gute Vorbereitung  ist. Die meisten seiner Trips unternahm er auf eigene Faust, ohne Auftrag einer Redaktion.Der Fotograf Kai Wiedenhöfer, Jahrgang 1966, der sich bestens im Nahen Osten auskennt und im Gaza-Streifen einmal angeschossen wurde, sagte, wie wichtig Wissen über Sprengstoff und Waffen und deren Wirkung sei. Oft würden Reporter in Krisenherde geschickt, die schlecht auf die Ausnahmesituation vorbereitet und ausgerüstet seien, empört sich der Gewinner des Press Award. „Es ist manchmal unglaublich, wie dilettantisch manche Journalisten vorgehen.“ Gerade besonders junge Kollegen würden in Kriegsgebiete reisen, um sich einen Namen zu machen – ohne vorher journalistische und interkulturelle Erfahrung in weniger gefährlichen Regionen gesammelt zu haben.Marcel Mettelsiefen, geboren 1978 und Leiter der Bildredaktion des Orientmagazins „Zenith“, wies darauf hin, dass das Berichten über Kriege und Krisen allerdings nicht immer und pausenlos von Gefahren begleitet sei. Oft bewege man sich auch hinter der Front und nehme am normalen Leben der Menschen teil, selbst wenn die Front nur ein paar hundert Meter entfernt sei. Der Umgang mit Krisenberichterstattung sei bei anglo-amerikanischen Medien oft wesentlich professioneller als in Deutschland, wo man Probleme gehabt habe, mit der Entwicklung der Bundeswehr und ihrer Auslandseinsätze Schritt zu halten. „Da ist Einiges verschlafen worden.“Die drei Gäste waren sich einig, dass es keine Anleitung dazu geben kann, wie man Krisenberichterstatter wird. Wissen über Land und Leute, Sprachkenntnisse, sowie die richtige Ausrüstung und nicht zuletzt soziale Intelligenz erachteten sie für wichtig. Nicht einig waren sie sich dagegen bei der Frage, ob ein Vorbereitungsseminar für Journalisten in Hammelburg bei der Bundeswehr viel bringt. Interessant für die Zuhörer war auch die Einschätzung, dass ein Krisenreporter meist nicht sonderlich gut bezahlt wird. Es sei wie bei anderen journalistischen Themen eben auch vor allem eine persönliche Motivation, die der Antrieb für einen „Einsatz“ sein müsse.(02.03.15) Christoph Wöhrle

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