Das Tenhagen-Modell – gemeinnütziger Journalismus

"Transparenz tötet die Marge." Hermann-Josef Tenhagen ist für seine Sprüche bekannt. In Kombination mit seiner auch von Gegnern unbestrittenen Fachkompetenz haben sie ihn zu einem der profiliertesten Journalisten des Landes gemacht.Viele Jahre prüfte er für die Stiftung Warentest den Finanz- und Versicherungsmarkt. Das macht er auch jetzt noch - aber in neuer Funktion: Als Chefredakteur baut er seit Oktober 2014 das Portal "Finanztip" auf. Unter dem Dach einer gemeinnützigen GmbH wird dort getestet, analysiert, gerechnet und verglichen - Verbraucherjournalismus im besten Sinne des Wortes. Einer munteren Gruppe von interessierten JVBB-Mitgliedern erklärte Tenhagen am Montag bei überdurchschnittlich guten Schnittchen, Bier und Wein die Idee dahinter."Wir wollen immer topaktuelle, entscheidungs- und handlungsrelevante Informationen liefern", sagte der 52-Jährige. Die Startfinanzierung für das Projekt kommt von zwei Unternehmern, die für ihre Investition - ganz im Sinne von Gemeinnützigkeit - keinen Gewinn erwarten. "Wenn es gut läuft und das Projekt sich trägt, wird das Anfangsdarlehen ab 2017 zinslos zurückgezahlt. Alle verbleibenden Überschüsse wandern zurück ins Projekt."20 Journalisten, Bankkaufleute, Versicherungsmathematiker und IT-Experten versuchen in den schmucken Redaktionsräumen in einem Kreuzberger Dachgeschoss täglich ein Portal mit maximalem Nutzwert zu produzieren. Ob das gelingt, wird sekundengenau ermittelt: über ein Programm, das die Nutzung des Portals bis ins kleinste Detail aufschlüsselt. "Wir richten uns nach dem, was unsere Leser und User wollen und brauchen", sagt Tenhagen. "Dafür sind wir da, das ist unser Job." Mehr als zwei Stunden diskutierte der gebürtige Rheinländer mit den Berlin-Brandenburger JVBB-Kolleginnen und Kollegen. Danach wurde sehr entspannt noch das eine oder andere Glas zusammen geleert - ein spannender Redaktionsbesuch der etwas anderen Art.Alexander FritschMehr zum Online-Verbrauchermagazin "Finanztip": www.finanztip.de