Berliner Journalistenpreis “Der lange Atem“ 2016
Die Preisträger
v.l.n.r.: Bundesjustizminister Heiko Maas (Ehrengast) gratuliert den Preisträgern Olaf Sundermeyer, Adrian Bartocha (beide rbb, 2. Preis), Herbert Klar (ZDF/Frontal 21, 3. Preis), Dominic Johnson und Simone Schlindwein (beide taz, 1. Preis), Foto: Sabine Gudath/JVBB
Am 12. Oktober 2016 hat der JVBB zum zehnten Mal den Berliner Journalistenpreis "Der Lange Atem" verliehen. Die Verleihung fand in der Akademie der Künste am Pariser Platz statt.
Bundesjustizminister Heiko Maas brachte den Wert guter Berichterstattung auf den Punkt, als er bei der Verleihung des Berliner Journalistenpreises „Der lange Atem“ erklärte: „Gute Recherche und kritischer Journalismus sind unverzichtbar für jedes freie, demokratische Land. Der Ehrengast des „langen Atems“ führte aus: "Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten, die Gerüchten und Halbwahrheiten die Fakten solider Recherche entgegensetzen.“ (Text und Audio-Mitschnitt der Minister-Rede).
Genau diese Journalisten waren am Mittwoch für den „Langen Atem“ nominiert. Neben der besonderen Sorgfalt gehören vor allem auch Mut und insbesondere ausdauernde Hartnäckigkeit zu den Kriterien für die Vergabe des „Langen Atem“. So berichteten die Gewinner des 1. Preises, Dominic Johnson und Simone Schlindwein (beide taz) satte 8 Jahre, 33 Artikel und 320 Gerichtstermine lang über die Hintermänner von Kriegsverbrechen im Kongo. Ihre Recherche hatte den ersten Prozess nach dem Völkerstrafgesetzbuch in Deutschland zur Folge.
Unter den rund 250 Gästen aus Medien, Politik, Wirtschaft und Kultur, die am Abend in die Akademie der Künste am Pariser Platz kamen, war auch Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet. Im Podiumsgespräch mit der Medienjournalistin Vera Linß berichtete er über die Situation in seinem Heimatland und stellte klar, dass es auch eine „andere Türkei“ gebe, die die repressive Politik der Erdogan-Regierung ablehne. (-> Audio-Mitschnitt der Rede). Zudem stellte Dündar ein neues Projekt vor, das er in Zusammenarbeit mit dem deutschen Recherchezentrum Correctiv umsetzen will. Dabei soll es um den Aufbau einer türkischsprachigen Redaktion gehen, die für die Türkei und auch für die türkischsprachige Community in Deutschland hochwertige, unabhängige und kritische Berichterstattung leisten soll (-> mehr zu dem Projekt).
Hohe Qualitätsansprüchen genügten auch die zweit- und drittplatzierten Journalisten, die am Mittwoch mit dem „Langen Atem“ ausgezeichnet wurden. So erhielten Adrian Bartocha und Olaf Sundermeyer (rbb/ARD) für Ihr Thema „Einbrecher und Taschendiebe – Reisende Banden in Berlin“ den zweiten Preis. Die Jury-Vorsitzende Dagmar Engel (Deutsche Welle) berichtete dazu in ihrer Laudatio sehr plastisch von einem Beinahe-Diebstahl, deren Opfer sie unlängst fast selbst in der Berliner U-Bahn geworden wäre. Nur weil sie den Preisträger-Film mit dem „Rolltreppen-Trick“ zuvor gesehen hatte und ihre Handtasche mit beiden Armen umklammert vor ihrem Körper trug, ging der Täter leer aus. Der umfassenden Recherche von Bartocha und Sundermeyer merke man die jahrelange intensive Arbeit an, so Engel.
Den dritten Preis erhielt Herbert Klar (Frontal 21/ZDF), für seine zahlreichen Beiträge aus sieben Ländern zum Thema „Geldwäsche“. Darin zeigte Klar unter Einsatz versteckter Kameras, wie zum Beispiel in Zypern mit Steuergeldern gerettete Banken und Berater heute immer noch deutschen Steuerhinterziehern behilflich sind.
Für die wie immer pointiert-unterhaltsame Moderation des Abends zeichneten die Radioeins-Journalisten Volker Wieprecht und Robert Skuppin verantwortlich.
Der Abend endete mit einem Get-Together in der oberen Etage der Akademie der Künste. Hier tauschten sich Preisträger, Nominierte, Jurymitglieder und Gäste bis in die Nacht über den „Langen Atem“ und andere aktuelle Medienthemen aus.
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