Russland und Ukraine:
Hilfsaktionen werden jetzt koordiniert
Liebe Mitglieder,
seit über einem Monat erleben wir nun, wie Städte in der Ukraine zerbombt werden. Millionen Menschen sind auf der Flucht, auch zu uns nach Deutschland. Unter ihnen sind viele Journalistinnen, Journalisten und andere Medienschaffende. Der Krieg ist auch ein Informationskrieg und das brutale Vorgehen gegen kritische Stimmen in Russland lässt immer stärker die Umrisse einer Diktatur von Putins Gnaden in sichtbar werden. Der Krieg gegen die Ukraine darf nicht Krieg genannt werden. Und schon wer einen Schriftzug fotografiert, der Nein zum Krieg heißt, begibt sich in Gefahr. Ein Fotograf aus St. Petersburg hat das getan. Die taz hat die Bilder veröffentlicht,sie dokumentieren, dass es auch in Russland Widerstand und Widerspruch gibt. Ungefähr 15.000 Menschen seien in Russland seit Beginn der Invasion verhaftet worden, schreibt dieser Fotograf. "Wenn ich Fotos von den Protesten mache, laufe ich ständig Gefahr, auch verhaftet zu werden.“
Was es auch gibt, ist große Hilfsbereitschaft und Unterstützung für die Ukraine und ihre Menschen. Ich möchte heute kurz auf zwei, ganz unterschiedliche Initiativen konkret für Journalistinnen und Journalisten eingehen. Ein Leser der taz - für die ich ja auch schreibe - hat das Foto des oben zitierten Fotografen gesehen und eine Solidaritätsaktion vorgeschlagen, die die taz jetzt startet. Der Leser stiftet zehn hochwertige gerahmte Drucke dieses Bildes, die die taz dann für jeweils 1.000 Euro verkauft. Das Geld geht vollständig an den Fotografen, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben will und muss.
Neben solchen kreativen einzelnen Aktionen und Initiativen tut auch übergreifende, institutionelle Unterstützung Not. Reporter ohne Grenzen (RSF) ruft jetzt daher zusammen mit der Rudolf-Augstein-Stiftung und der Schöpflin-Stiftung einen europäischen Fonds für Journalismus im Exil ins Leben. Dieser „JX Fonds“ soll es Medienschaffenden gleich nach ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten ermöglichen, weiterzuarbeiten. Laut RSF fungiert der JX Fonds dabei „als Schnittstelle, die die zahlreichen Hilfsangebote von Unternehmen, staatlichen Stellen und gesellschaftlichen Initiativen in Deutschland bündelt“. Ziel ist es, unabhängige Medien im Exil auch über die jetzige Phase hoher Aufmerksamkeit hinaus zu stärken. Bislang unterstützen das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv, das Berliner Haus für Journalismus und Öffentlichkeit PUBLIX, die Medien- und Wissenschaftsplattform dekoder, das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF), die NGO Media in Cooperation and Transition (MiCT), das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung (n-ost) und die taz Panter Stiftung dieses Projekt.
Auch wir als DJV Berlin - JVBB sind hier gefordert. Auch wir sollten uns an diesem Fonds beteiligen. Daher habe ich unsere Geschäftsstelle gebeten, zu prüfen, wie wir das auch vor dem Hintergrund unserer Satzung möglich machen können.
Steffen Grimberg