Für die Ukraine:
In Greifswald hilft das Medienprojekt Katapult
Der Krieg in der Ukraine ist in dieser Woche das alles bestimmende Thema. Auch der DJV ist vielfältig engagiert, wenn es darum geht, unseren ukrainischen Kolleginnen und Kollegen zu helfen.
Ich bin gerade für eine Recherche in Greifswald und möchte heute von einem anderen Hilfsprojekt berichten, auch wenn es gar nicht in unserer Region stattfindet. Hier in Greifswald sitzt das Magazin Katapult, das zu den erfolgreichsten Neugründungen der letzten Jahre gehört. Die Redaktion um Benjamin Fredrich will sozialwissenschaftliche Erkenntnisse auf kreative Weise einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Die oft komplexen Sachverhalte und Zusammenhänge werden dabei fast ausschließlich mit Infografiken und Karten aufbereitet. Nebenbei will Katapult auch den Regional- und Lokaljournalismus im hier schwach aufgestellten Mecklenburg-Vorpommern nach vorn bringen. Für Katapult MV arbeiten aktuell sieben Kolleginnen und Kollegen, im April geht eine eigene Redaktion in Rostock an den Start, mit Neubrandenburg, Wismar und Schwerin soll es weitergehen.
Doch jetzt, sagt Fredrich, gibt es erstmal Wichtigeres. Katapult hat einen Aufruf für „Ukraine-Abos“ gestartet, über 1000 gibt es schon. Mit dem Geld werden ukrainische Kolleginnen und Kollegen unkompliziert fest eingestellt, können nach Greifswald kommen und von hier berichten. 15 Journalistinnen und Journalisten sind schon fest eingeplant, 25 können es beim aktuellen Stand der Finanzierung werden. Denn ein großer Teil der Katapult-Redaktion verzichtet gerade auf die Hälfte des Gehalts, um das Projekt zu ermöglichen. Seit Mittwoch gibt es jetzt „Katapult Ukraine“ auf Twitter und hat Stand heute schon über 8.000 Follower.
Gestern kam Bogdana aus Kiew als erste in Greifswald an, weitere drei Kolleginnen sind noch unterwegs, die anderen bleiben vorerst in der Ukraine und berichten von dort. „Einige fragen uns nach schusssicheren Westen, Helmen, Smartphones, Laptops und Kameras. Wir schicken unseren neuen Leuten also nicht nur Geld, sondern auch Ausrüstung“, schreibt dazu Katapult.
Und mehr noch: Katapult baut gerade eine ehemalige Schule in Greifswald zum Medienhaus um, hier soll im Herbst auch eine Journalistenschule starten. Doch jetzt wird das Erdgeschoss erstmal zu einer Unterkunft für bis zu 100 Geflüchtete. Schon nächste Woche sollen hier die ersten Menschen einziehen können, was beim aktuellen Zustand des Gebäudes verdammt sportlich ist. Aber die Bauarbeiter legen sich mächtig ins Zeug und sagen: Wir schaffen das. Denn viele von ihnen sind - aus der Ukraine.
Solche Projekte und solches Engagement macht Mut und zeigt, was Journalismus kann: aufklären und auch ganz direkt helfen.
Zum Schluss noch etwas ganz Profanes: Der Termin für unsere Mitgliederversammlung steht. Ich freue mich schon jetzt sehr, hoffentlich viele von Ihnen und Euch am 14. Mai in Berlin begrüßen zu können!
Steffen Grimberg