Wegen Suspendierung aller freien Autoren
Journalistenverband will Gespräche beim „Tagesspiegel“
Das überraschende Beschäftigungsverbot für alle freien Autoren beim „Tagesspiegel“ schadet nach Ansicht des JVBB dem Ansehen des Blattes.
„Das ist sozusagen ein Kettensägenmassaker am eigenen Ruf”, erklärte JVBB-Chef Alexander Fritsch. Der „Tagesspiegel“ habe bisher als seriös geführtes Blatt gegolten, das nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Mitarbeiterführung auf Qualität setzt. „Jetzt scheint auch hier verlegerische Strategie durch betriebswirtschaftliche Kurzatmigkeit ersetzt zu werden“, sagte Fritsch weiter.
Die Berliner Traditionszeitung hat dem Vernehmen nach bis zum Jahresende die Beschäftigung aller freien Mitarbeiter gestoppt. Sie dürfen nur noch in wenigen, von der Chefredaktion genehmigten Ausnahmefällen für das Blatt schreiben. Damit soll nach Auskunft des Betriebsrats ein kleiner sechsstelliger Betrag im Redaktionsetat eingespart werden. In der jüngsten IVW-Analyse hatte der „Tagesspiegel“ im dritten Quartal 2015 bei Abos und Einzelverkauf im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,8 % verloren. Auch die Anzeigenerlöse sollen zurückgehen.
JVBB-Chef Fritsch rief Verlagsleitung und Chefredaktion zu sofortigen Gesprächen auf: „Ohne freie Autoren ist eine Qualitätszeitung nicht zu machen. Aber nur ein Qualitätsprodukt kann sich am Markt behaupten.“ Gemeinsam mit den Betroffenen müsse jetzt ein Weg gefunden werden. „Sonst verlieren am Ende alle: die Autoren, die Zeitung – und die Leser.“