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Roundtable mit Holger Stark (DIE ZEIT):

Trumps Krieg gegen die Medien und die Pressefreiheit


Holger Stark (DIE ZEIT, links im Bild) im Gespräch mit JVBB-Geschäftsführer Michael Rediske (rechts) über US-Präsident Donald Trump und dessen Umgang mit den Medien, Fotos: JVBB.

Dass Donald Trump die Presse als „Fake News Media“ bekämpft, zog Mittwochabend mehr als 30 Journalist*innen in die JVBB-Geschäftstelle.

Zum Roundtable von JVBB und Reporter ohne Grenzen war Holger Stark gekommen, bis vor kurzem Spiegel-Korrespondent in Washington. Seine These: Trumps Erfolg beruht auf einer konsequent verfolgten medialen Strategie: Er nutze den starken Vertrauensverlust der großen Ostküsten-Medien - von der New York Times bis zu den Fernsehkanälen -  und habe seine Fan-Basis mit Hilfe der sozialen Medien und rechtskonservativer Blogs systematisch über Jahre aufgebaut. Breitbart, das Online-Portal seines Chefberaters  Stephen Bannon, habe mittlerweile eine höhere Reichweite als die Online-Ausgabe der Washington Post.  Die US-Gesellschaft, erläutert Stark, ist auch in ihrem Medienkonsum gespalten. Gemeinsam konsumierte Medien, die miteinander debattieren, gebe es kaum noch, dafür umso mehr gegenseitige Hassbekundungen. Mitverantwortlich dafür macht Stark das, was er den „Kuscheljournalismus“ der Hauptstadtmedien nennt. Die Nähe zur Politik, die sich im Alltag, aber zum Beispiel auch am traditionellen White House Press Dinner der Korrespondenten mit dem Präsidenten zeige. Deshalb meint er: „Es ist gut, dass Trump seine Teilnahme jetzt abgesagt hat. Es gibt nichts Gemeinsames zu feiern.“ Welche Konsequenzen haben die Medien nun aus Trumps medialem Erfolg und der Verächtlichmachung durch ihn und Bannon gezogen? Stark, seit kurzem Leiter der investigativen Recherche der Zeit und Mitglied der Chefredaktion, verweist darauf, dass die großen Medien ihre Investigativredaktionen mittlerweile stark ausgeweitet haben: mit sichtbarem Erfolg. Es gelinge Trump nicht , den Regierungsapparat unter Kontrolle zu bringen. Enthüllungen wie die zu den Russland-Kontakten seines Teams  während des Wahlkampfs zeigten, dass die Medien sich auch erfolgreich wehren können.Aber: Der Kampf zwischen Trump und der Presse ist nicht entschieden.  Bannon nannte kürzlich in einem Interview mit der New York Times die Medien „die Oppositionspartei“., Sie sollten, sagt Stark, diese Rolle aber nicht annehmen, auch nicht Trumps Kriegserklärung. Sondern sich auf ihre eigentliche Aufgabe besinnen: ihren Job als gesellschaftliches Korrektiv ordentlich und mit Leidenschaft zu machen.Michael Rediske

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