JVBB-Roundtable „Wer ist die wahre Lügenpresse?“
Von Verschwörungstheoretikern und Propagandisten
Spannende Diskussion mit Stefan Niggemeier, Petra Sorge und Dmitri Geidel (oben im Bild v.l.n.r)
Rund 30 interessierte Mitglieder kamen am Mittwochabend zum JVBB-Roundtable „Wer ist die wahre Lügenpresse? – Vom russischen Fernsehen bis zu Wahrheitszirkeln im Internet“.
Mit dem Publikum diskutierten Stefan Niggemeier („Übermedien“), Petra Sorge („Cicero“) und Dmitri Geidel, SPD-Bezirksverordneter russisch-deutscher Herkunft aus Marzahn.Geidel berichtete, wie sich die russisch-deutsche Community, die sich in der Vergangenheit wenig um deutsche Politik gekümmert habe, im Fall des angeblich entführten und vergewaltigten Mädchens von russischen Regierungsmedien zu Protestdemonstrationen hinreißen ließ und sich erst spät distanzierte, als die Lügenstory zu offensichtlich wurde. Geidels Hoffnung: „Bei der nächsten Krise ist die russische Community in Deutschland vielleicht eher bereit, deutschen Medien zu glauben. Aber Umdenken dauert.“Niggemeier positionierte sich wieder einmal zwischen allen Stühlen. Er insistierte einerseits auf seiner Kritik an den meisten deutschen Medien, die oft „unzulässig vereinfachen“, wie im Fall Syrien: „Da sollen die ‚bösen Russen‘ völlig skrupellos agieren, während ‚der Westen‘ sich höchstens untätig, hilflos und überfordert verhält.“ Andererseits werde er „in der letzten Zeit häufiger zum Medienverteidiger: Die Kritik sei „teilweise schon sehr hysterisch. Ja, es liegt ganz viel im Argen bei ARD und ZDF, aber was ihr jetzt daraus macht, ist absurd.“Petra Sorge, Onlineredakteurin und Medienkolumnistin bei Cicero erläuterte: "Verschwörungstheorien werden durch die Unübersichtlichkeit von Informationen und die fehlende Fähigkeit, Dinge einzuordnen, begünstigt.“ Um die Medien aus der Defensive zu holen, forderte sie die Branche zu mehr Selbstbewusstsein auf. Dann könne man Kritik vielleicht gelassener ertragen.